13.04.2022 - Der Betriebsrat der taz Nord hat sich per E-Mail an die Beschäftigten der taz gewandt. Noch immer hält die taz-Geschäftsführung an ihrem Plan fest, die Anzeigenabteilung der taz Nord zu schließen. Drei Beschäftigte sollen entweder nach Berlin umziehen oder gehen.
Liebe Kolleg*innen,
heute Abend ist das Treffen, das die Geschäftsführung mit den mitarbeitenden Genoss*innen der taz einberufen hat, um über die geplante Auflösung der Anzeigenabteilung nord zu sprechen – wir freuen uns darauf und sind gespannt. Wir hoffen, dass trotz Osterferien viele, viele Kolleg*innen dabei sind. Und wir hoffen, hier auf eine kommunikationsbereite Geschäftsführung treffen, die willens ist, Fehler zu korrigieren.
Die Geschäftsführung bricht gerade ihr Versprechen: Die taz nötigt drei KollegInnen zum Umzug, die taz kündigt ihnen - und das Ganze ohne Not. Dass unsere KollegInnen aus Hamburg und Bremen künftig von Berlin aus arbeiten sollen, obwohl wir alle zwei Jahre lang erfolgreich im Home Office kreativ gewesen sind, klingt wie taktisches Geplänkel, um Leute loszuwerden.
Bisher gab es überwältigende Solidarität aus dem ganzen taz-Kosmos. Was es noch nicht gab, ist ein Einlenken der Geschäftsführung: Eine Rücknahme der Kündigungen, um dann in aller Ruhe, in Frieden und vor allem gemeinsam zu überlegen, wie es weiter gehen kann.
Ergebnisoffen mit den Betroffenen sprechen, versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden - das hat bisher niemand getan. Die beiden Alternativen, die auf dem Menü zur Auswahl stehen – Umzug oder Abfindung - hat sich die Geschäftsführung allein ausgedacht. Aus Berlin heraus wurde über die Köpfe von Martina, Andrea und Andreas hinweg entschieden.
Das ist ein taktisches, aggressives Vorgehen. Das ist nicht sehr taz-like. Und das ist gar nicht nötig, wisst ihr? Es gibt die Chance, heute wieder Vertrauen zurückzugewinnen. Was wir uns erwarten ist zweierlei:
Aktuell ist unser vordringliches Ziel: Die Änderungskündigungen müssen zurückgenommen werden. Wenn dieses „Friss oder Stirb“-Angebot vom Tisch ist, spricht nichts spricht gegen einen Neuanfang – wir gehen dann gerne ins Gespräch und entwickeln Ideen: Vielleicht könnten die KollegInnen ein paar Wochen zum Teambuilding nach Berlin – und in Zukunft einmal im Monat dort vorbeischauen? Nur ein Vorschlag – aber schon mal ein Anfang für eine ernstgemeinte Diskussion.
Außerdem haben wir Sorgen über die drei aktuellen Fälle hinaus. Das gebrochene Versprechen macht uns unruhig. Wie viel sind bisherige Zusagen wert? Wie wird der Umgang sein, wenn sich im Rahmen der Transformation, „Grundsätzliches ändert und ändern muss“, wie es Aline und Andreas in ihrer Mail ja schreiben? Wird ebenfalls über unsere Köpfe hinweg entschieden? Gemeinsam mit dem Betriebsrat der Gesamt-taz fordern wir deshalb – das ist unser zweites Ziel - eine Beschäftigungssicherungsvereinbarung. Dieses Mal müssen wir den Versprechen einen rechtlichen Rahmen geben.
Wir wissen: Es sind Osterferien und viele haben Urlaub oder zumindest Pläne für den Abend. Trotzdem bitten wir euch: Wenn ihr’s irgendwie schafft, dann seid dabei heute Abend ab 18 Uhr. So können wir gemeinsam zeigen, dass uns der Umgang mit langjährigen Mitarbeitenden nicht egal ist. Dass die Geschäftsführung die Solidarität nicht einfach taktisch aussitzen kann. Und wir können letztendlich auch etwas dafür tun, dass die Transformation auch unserer eigenen Stellen in Zukunft fair verläuft.
Wir freuen uns auf euch!
Der Betriebsrat der taz Nord
Lotta, Gernot und Alina