In der Tarifverhandlung am 4. Mai hat die Arbeitgeberseite ein neues Angebot vorgelegt. Die Tarifkommission erkennt an, dass damit erstmals die Zusage gegeben wird, alle Gehälter auf 100 Prozent des Flächentarifniveaus anzuheben, auch zwischenzeitlich erfolgte Steigerungen bei den Flächentarifverträgen sollen berücksichtigt werden. Allerdings könnte es bis zur vollen Angleichung neun Jahre dauern – und das ist aus unserer Sicht viel zu lang. Die Tarifkommission fordert, dass nach fünf Jahren das volle Tarifgehalt gezahlt wird.
Der Vorschlag der Arbeitgeberseite sieht eine Angleichung an das Tarifniveau in fünf Stufen vor. Anfang 2023 würden die Beschäftigten, die unter Tarif verdienen, eine Gehaltsanpassung in Höhe von 20 Prozent der Differenz zwischen ihrem Gehalt und dem ihrer Einstufung entsprechenden Tarifgehalt bekommen. Im Folgejahr würde es aber nur dann die nächste Stufe der Gehaltsanpassung geben, wenn der Tagesspiegel im Jahr zuvor eine schwarze Null erreicht hat. Gelingt das dem Verlag nicht, folgt die nächste Erhöhung der Gehälter erst im Jahr darauf. Schreibt der Verlag jedoch weiterhin keine schwarzen Zahlen, sieht das Modell im zeitlichen Verlauf so aus:
2023 Erste Stufe der Erhöhung
2024 Nullrunde
2025 Zweite Stufe
2026 Nullrunde
2027 Dritte Stufe
2028 Nullrunde
2029 Vierte Stufe
2030 Nullrunde
2031 Fünfte Stufe
Nach mehr als zwei Jahren Tarifgesprächen und einer Nullrunde im laufenden Jahr hält die von den Gewerkschaftsmitgliedern gewählte Tarifkommission diesen langen Zeitraum für inakzeptabel. Viele Beschäftigte haben seit Jahren keine oder nur sehr geringe Gehaltserhöhungen erhalten. Und etliche Angestellte werden bei neun Jahren die volle Angleichung nicht mitbekommen, weil sie vorher in Rente gehen oder aus anderen Gründen das Haus verlassen. Wir wollen keine weiteren Nullrunden, und wir wollen nicht länger vertröstet werden!
Daher erwarten wir, dass die Arbeitgeberseite in der nächsten Tarifverhandlung am 18. Mai ein deutlich verbessertes Angebot vorlegt. Sollte das nicht der Fall sein, werden die Gewerkschaften die Beschäftigten in Redaktion und Verlag zum nächsten Warnstreik aufrufen – und dieses Mal nicht nur für einen Tag!
Die Tarifkommission von ver.di und DJV-JVBB