15.09.2010 - Nachdem gestern ver.di für die taz-Auslandskorrespondent/inn/en einen offenen Brief an die Chefredaktion als Pressemitteilung versandt hat, hat die taz-Chefredaktion darauf online geantwortet. Diese Antwort ist aus Sicht der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di unbefriedigend. Die Chefredaktion will die Höhe der Pauschalen vereinheitlichen. Hintergrund sei eine Erhöhung des Reise-Etats für die Redakteure der Heimatredaktion in Berlin, um flexibler zu sein. „Die Begründung der taz-Chefredaktion ist fadenscheinig", erklärt Renate Gensch, stellvertretende dju-Landesvorsitzende Berlin-Brandenburg. "Eine Redaktion hat Korrespondenten, gerade weil sie eine konkrete Innensicht auf die Länder und Regionen haben, in denen sie leben. Das macht die sehr gute Berichterstattung der taz-Auslandskorrespondenten Tag für Tag deutlich."
Ob taz-Redakteure tatsächlich dann mehr Auslandsreisen und Reportagen machen würden, sei mehr als fraglich. "Dafür fehlen diese Redakteure dann wieder für die täglichen Geschichten in der Redaktion, was zu einer Mehrbelastung für die taz-Redakteure in der Heimatredaktion führen würde", stellte Gensch fest. Angesichts der Tatsache, dass es weltweit viele Städte gibt, in denen die Lebenshaltungskosten erheblich höher als in Berlin sind, ist ein einheitliches, weltweites Pauschalhonorar ein Ausdruck von komplettem Realitätsverlust. „Weder in Zürich, noch Paris, Brüssel oder Washington kann von diesen Honoraren jemand leben und seine Miete bezahlen. Dazu kommen auch die erschwerten Arbeitsbedingungen für Journalisten in vielen Ländern", stellt Renate Gensch fest.
„In der Konsequenz müssen sich die Kollegen neue Auftraggeber suchen, was wiederum dazu führen wird, dass die Berichterstattung in diesem Umfang schlichtweg nicht mehr möglich sein wird.“ Die dju Berlin-Brandenburg sei hocherfreut, dass die taz im vergangenen Jahr schwarze Zahlen geschrieben und einen Gewinn in Höhe von 313.740 € erwirtschaftet hat.
„Warum die taz bei einem Gewinn Pauschalen kürzt, während sie in den Jahren, als das Blatt in den Miesen stand, gezahlt wurden, ist unverständlich“, sagt Renate Gensch. „Wir werden die Kollegen bei ihren Protesten unterstützen und fragen uns ebenfalls, was ist der taz-Chefredaktion ihre Auslandsberichterstattung wert?“
Antwort der taz-Chefredaktion
Auf die Pressemitteilung, die von ver.di gestern im Auftrag der taz-Korrespondentinnen und Korrespondenten versandt wurde, hat die taz-Chefredaktion online geantwortet. Wir finden diese Antwort unbefriedigend, wollen sie aber hier gern verlinken